Die Idee

Umbau eines 30 Jahre alten GFK-Amateurbau FDs (Flying Dutchman), der als Jolle ausgedient hat. Da es keinen Meßbrief gibt und er sowieso wegen fehlender Spi-Beschläge nicht zum Regattasegeln taugt, bekommt er ein zweites Leben als Elektroboot. Vorbild sind die niederländischen Salonboote, die einen langen Aufbau haben und mit dem voll verglasten Salon eine gute Aussicht bieten. Die Dachfläche eignet sich gut zur Aufnahme von Solarmodulen, sodaß der benötigte Strom einfach während des Tages erzeugt werden kann. Für die lautlose Fahrt auf Flüssen und Seen sollte ein einfacher E-Außenborder ausreichen.

Technische Daten

Länge ü. a. 6,05 m
Breite ü. a. 1,80 m
Höhe ü. WL 1,20 m
Tiefgang 0,25 m
Verdrängung ~ 0,6 t
Energiespeicher 2x 130 Ah Solarbatterien à 37kg (Parallelschaltung)
Solarmodule 4x 125 W à 11kg, 150x77cm
Motorisierung 1x 12 V E-Motor Minn-Kota Turbo35 (max 35 A)


Donau-Tour

In der zweiten und dritten Juli-Woche 2007 bin ich von Ehingen aus die Donau abwärts gefahren. Der Startpunkt lag aber wegen der Kraftwerke und Wehre kurz vor Ulm. Es ging durch Deutschland, Österreich, die Slowakei und Ungarn, zu unserer Partnerstadt Esztergom. Zuerst gab es viele Kleinboot-Schleusen, aber ab Kehlheim ist die Donau offizielle Bundeswasserstraße und die Fahrt wurde einfacher.
Auf der Logbuch-Seite habe ich regelmäßig von unterwegs von meinen Erlebnissen mit Positionsangabe berichtet. Dazu verwendete ich ein Siemens S65 Handy mit der Software BlogPlanet.


Reisebericht

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Tag 1
Mittwoch, 11.07.2007
Ehingen-Berg  →  Öpfingen (6 km)

Um 13:30 Uhr ging es zur Donaubrücke in Berg, weil dort die Böschung niedrig genug ist, um den Slipwagen hineinzufahren. Eine Stunde später schwamm Flipper zum erstenmal in der Donau und fuhr mit Elektroantrieb ganz langsam die Strömung aufwärts. Franziska Rötsch von der Schwäbischen Zeitung machte noch ein Foto, und weg war ich. Nach dem Brückenpfeiler wurde gewendet und nun ging es flott durch die kleine Schwelle und weiter bis zur Schmiechmündung. Unter der Brücke in Nasgenstadt machte ich ein kleines Päuschen und kontrolliere die Bilge: Alles dicht! Dann ging es weiter am Altwasser vorbei bis zum Sportplatz Öpfingen. Hier am Steg machte ich fest und gab Roland Flad von der SüdwestPresse ein kleines Interview. Mit Jaksa und Helmut habe ich dann das Boot wieder auf den Hänger dirigiert und mit meinem VW-Bus wieder an Land gezogen. Die Probefahrt ist geglückt!

Tag 2
Donnerstag, 12.07.2007
Neu-Ulm  →  Friedrichsau (4 km)

Die Zeltwände und die Windschutzscheibe werden ausgeschnitten und an das Dach getackert, die Kabel noch besser verlegt und etliche Kleinigkeiten werden erledigt. Die persönlichen Sachen müssen auch noch gepackt werden und so bin ich erst am Nachmittag zum Aufbruch fertig. Beim Neu-Ulmer Ruderclub ist eine steile Slipmöglichkeit, aber es gelingt in der flachen Donau zu starten. Jana, Uta, Martin und Alex winken zum Abschied. Nun bin ich also wirklich weg. Ich geniesse die abendliche Stimmung und verweile kurz hinter der Donauinsel mit Blick auf das beleuchtete schwimmende Restaurant und das grosse Hotel. In der Friedrichsau ist ein Schwimmsteg, den wir früher schon mit den Kanus benutzt haben. Hier mache ich fest, lasse die Rollos runter und koche eine Packung Nudeln. Gemütlich habe ich es mit der Petroleumlampe und freue mich, daß ich jetzt endlich unterwegs bin.

Tag 3
Freitag, 13.07.2007
Friedrichsau  →  Offingen (30 km)

Um acht Uhr bin ich an der Schleuse Böfinger Halde und rufe mit der Sprechanlage bei der Schleusenaufsicht an. Der Strom wird eingeschaltet und ich bediene mittels Druckknopf und Wählhebel die Anlage selbst. Zuerst muß die Kammer gefüllt werden. Anschließend öffnet sich das Tor und Flipper wird hineindirigiert. Als das obere Tor wieder zu ist, sinkt der Wasserspiegel etliche Meter und ich muß nach Öffnen des unteren Tores die schlammige Leiter hinunterklettern. Dann habe ich freie Fahrt und kann in die Strömung hinüberfahren. Bei der zweiten Schleuse sind gerade Arbeiter anwesend, sodaß ich auf dem Boot bleiben kann, weil sie die Knöpfe drücken. Als ich am Nachmittag an der fünften Schleuse ankomme blinkt dort das orangene Licht. Das bedeutet nichts Gutes: Wegen Revisionsarbeiten kann die Kleinbootschleuse nicht benutzt werden! Mist! Ich suche also nach einer Slipmöglichkeit, aber es gibt hier nichts. Zu Fuß laufe ich den Damm wieder zurück und sehe dabei einen Eisvogel. Er ist unglaublich blau und ich freue mich sehr über seinen Anblick. Nach 3,5 Kilometern habe ich was gefunden. Per Telefon beschreibe ich die Stelle und bitte um Anhänger und Auto. Dann geht es schnell wieder zurück zum Boot, denn ich muß ja nun gegen die Strömung an fahren. Als ich den Sportplatz erreiche, bekomme ich einen Tipp von den dortigen Paddlern. 400m weiter, kurz vor der Brücke, gibt es eine bessere Stelle an der auch Feuerwehr und THW ihre Boote wassern. Jana und Andreas kommen gegen 20:00 Uhr an und wir verfrachten Flipper wieder auf die Straße. Eigentlich will ich gleich hinter der Schleuse wieder rein, aber wir finden keinen Weg. Also fahren wir bis nach Lauingen. Nach einigem hin und her – wegen dem Musikfest finden wir die Zufahrt schlecht – schwimmen wir um 22:00 Uhr wieder. Vielen Dank an meine beiden Helfer! Ein Stück weit fahre ich noch, weil die Musik zu laut ist. Dann mache ich im Schilf an der linken Uferseite fest und schlafe schnell ein. Heute hatten wir ja ein besonderes Datum.

Tag 4
Samstag, 14.07.2007
Lauingen  →  Ingolstadt (84 km)

Bei Marxheim mündet der Lech ein, aber er bringt leider nicht viel Strömung mit. In Neuburg an der Donau habe ich dann die ersten 100km auf meinem GPS. Bei 99,9 sind die Batterien leer, aber ich stehe in den Strömung auf der Stelle und nach dem Wechsel mache ich das Foto mit der schönen Anzeige. Heute habe ich acht Kleinbootschleusen geschafft! Machmal konnte ich Radfahrer zum Knöpfchen drücken animieren. An der Staustufe Ingolstadt blinkt es schon wieder, aber ich habe nun aktuelle Informationen und weiß, daß die Sperrung nur für Freitag und Samstag gilt. Also sollte ich morgen weiterfahren können. Hier ist ein Ruderclub und ich kann eine Dusche nehmen und mich in dem dortigen Restaurant mit Pizza und Bier stärken. Heute wird ein 40ster Geburtstag gefeiert und eine Live-Band spielt. Dennoch schlafe ich gut am Steg.

Tag 5
Sonntag, 15.07.2007
Ingolstadt  →  Sinzig (71 km)

Seit acht Uhr versuche ich den Schleusenwärter zu wecken. Es braucht aber erst einem Anruf von seinem Chef, um den Strom wieder einzuschalten. Am frühen Nachmittag bin ich beim Kloster Weltenburg und bekomme Besuch von meiner Mutter. Sie radelt am Ufer entlang und winkt, als sie mich sieht. Wir gehen in den Biergarten und haben eine zünftige Vesper mit dem leckeren dunklen Spezialbier der Mönche. Anschließend fahren wir durch die Weltenburger Enge: Elke auf dem Passagierschiff und ich auf meinem kleinen Solarboot. Da heute Sonntag ist sind jede Menge andere Kleinboote unterwegs. Oben links auf den Hügeln steht die Befreiungshalle, aber zuerst denke ich: „für ein Foto noch zu weit weg“ später bin ich dann so nah dran, daß man nur noch die bewaldeten Hügel sieht, also gibt´s ein Rückwärtsfoto mit Gegenlicht was nicht wirklich gut ist. Ab Kehlheim kommen eine ganze Menge Motorboote dazu und deren kleine Kabbelwellen nerven. Hier sehe ich auch den ersten großen Schubverband, der weiterfährt in den Main-Donau-Kanal. Ich beschließe im Altwasser eine Pause zu machen und halte ein Nickerchen. Bald sind alle wieder in ihren Häfen und ich kann noch eine Weile fahren. In Bad Abbach fahre ich aus Neugierde mal zur Umtragestelle und Bootsgasse anstelle zur Schleusenkammer auf der anderen Flußseite. Ich inspiziere die Anlage und lasse sie einmal zur Probe laufen. Breit genug ist sie, auch ohne Kurve, also was soll´s, ich probiere es einfach... Super-Feeling! Die Jolle kommt ins Gleiten und wir rauschen durch den Kanal! So motiviert geht es dann noch weiter bis es dunkel ist, mit der Taschenlampe suche ich mir eine Flußbucht und mache an einem umgestürzten Baum fest.

Tag 6
Montag, 16.07.2007
Sinzig  →  Straubing (74 km)

Eine schöne Stelle ist das hier. Sieht so aus, als ob das Gras dort gemäht ist. Ich gehe an Land und stehe auf einem Golfplatz! Eine nette Brücke liegt vor mir und auch schon die ersten Golfer sind um sieben Uhr morgens unterwegs. Kurzer Gruß, schnelles Frühstück und schon bin ich wieder unterwegs. Bis nach Regensburg ist es nicht mehr weit, aber anlegen kann ich hier nicht. Es sind viele Passagierschiffe am Ufer und ich fahre lieber weiter, unter dem Eisernen Steg und der Steinernen Brücke hindurch. Beim Salzstadel wollte ich eigentlich eine Bratwurst essen, doch es ist noch nicht mal elf Uhr. Ein BeachClub mit Hawaii-Schirmen und cooler Musik ist am rechten Ufer. Heute bekomme ich schon wieder Gesellschaft: Mein Freund Wolfgang ist bei seinen Eltern im Bayerischen Wald zu Besuch. Er fährt mit dem Radl 100 km bis nach Gmünd, wo ich ihn vom Strand aus mitnehme. Das Rad kommt ganz nach vorne und wir haben trotzdem noch genug Platz. Heute morgen bin ich wieder durch die Bootsgasse gesurft und habe auch einen Film mit der Digital-Kamera davon gemacht. Jetzt probieren wir es einmal um cirka 100 kg schwerer. Auch kein Problem! Wolfgang grinst und will am liebsten nochmal. In Straubing legen wir kurz an und wollen eigentlich in einen Biergarten gehen, aber die Stelle erscheint mir wegen der Strömung und der Gestalten am Ufer nicht geeignet, um das Boot alleine zu lassen. Also fahren wir weiter bis zu einem Anlegesteg des Wasserskiclubs Straubing. Dort lernen wir Bernd und Werner mit Frauen kennen. Wir kochen zwei Mal Nudeln und haben einen unterhaltsamen Abend.

Tag 7
Dienstag, 17.07.2007
Straubing  →  Passau (82 km)

Werner will mit seiner Motoryacht bis nach Wien. Aber er muß auf einen Mechaniker warten, da eine seiner Maschinen ausgefallen ist. Mal sehen wann er mich einholt. Die anderen schlafen noch, als wir losfahren. Wolfgang kocht unterwegs den Morgenkaffee und streicht die Brote. Wir reden den ganzen Tag über unsere alten Zeiten, aber auch über das Leben im Allgemeinen und Besonderen. So vergeht die Zeit wie im Fluge. Kurz vor Deggendorf geht er wieder an Land und muß nach Lam hinauf fahren. Bei mir geht es bergab und es läuft noch ganz gut, weil heute ein schleusenfreier Tag ist. Abends liege ich im Yachtclub Passau.

Tag 8
Mittwoch, 18.07.2007
Passau  →  Ottensheim (85 km)

Heute morgen war ich ganz alleine in der Schleuse Kachlet, weil gerade keine Berufsschiffe in der Nähe waren. In Jochenstein wird zum zweiten Mal für heute geschleust. Bei der Schlögener Schlinge gibt es viele kleine Fähren und hier ändert sich die Landschaft: Hohe bewaldete Hänge säumen den mäandernden Fluß. Bei Untermühl halte ich einen Plausch mit Anglern in einer Motorzille und bekomme ein eiskaltes Bier geschenkt. Die nächste Schleuse war in Aschach. Ich fahre den ganzen Tag auf der höchsten Fahrtstufe und verbrauche eine Menge Strom, das rächt sich. Als es dunkel wird, sehe ich die Ladekontrollleuchte blinken. Das bedeutet eine Unterspannung von < 11,0 Volt. Um die Batterien nicht kaputt zu machen, schalte ich den Motor ab und lasse mich treiben. Ich rudere auch ein Stück, aber optimal ist das nicht. Ganz langsam geht es vorwärts und ich geniesse die Abendstimmung, dann koche ich mein Abendessen. Plötzlich kommen die Lichter der Schleuse Ottensheim in Sicht. Anlegen kann man hier aber nirgends, also bleibt mir nichts anderes übrig, als auf das Bauwerk zu zu fahren. An der rechten Steinmole liegt ein Schubverband, aber für mich ist es hier ungeeignet. Wo ist denn die Sportbootlände? Ich rufe bei der Schleusenaufsicht an und will mich erkundigen, aber ich kriege erst mal eine Standpauke und so gute Tipps wie: „Dort ist ein blaues Schild.“ Als ob man das in der Nacht sehen könnte. Zu allem Überfluß kommt jetzt auch noch ein Passagierschiff zu Tal. Da es warten muß, quere ich das Oberwasser um zu meiner Anlegestelle zu kommen. Als ich fast vorbei bin, gibt der Kapitän des Fahrgastschiffes etwas Schub und fährt los, dabei ist er viel schneller als ich und schneidet mir den Weg ab. Hat er mich nicht gesehen? Ich drehe ab und fahre einen Kringel. Dann schaltet er seinen Suchscheinwerfer ein und leuchtet für mich das Ufer aus. Schnell fahre ich zum Anleger rüber und mache fest. Kurze Zeit später kommt der Schleusenwärter und ich muß alle Papiere vorzeigen. Er verdonnert mich zum Liegenbleiben, bis die Strompolizei morgen entscheidet, ob ich weiterfahren darf. Na dann, gute Nacht!

Tag 9
Donnerstag, 19.07.2007
Ottensheim  →  Au (42 km)

Heute morgen habe ich keine Eile. Die Batterien müssen ja erst etwas Sonnenstrom tanken und ich warte auf die Behördenvertreter. Um neun Uhr kommt dann eine Lautsprecherdurchsage für das Solarboot: „Sie können weiterfahren, die Papiere sind in Ordnung...“ aber ich soll nicht noch einmal auffällig werden, sonst ist die Fahrt vorbei. Hinter dem nächsten Großschiff kann ich in die Schleuse einfahren und alles klappt ganz gut. Habe ja auch schon etwas Übung. Bei der Schleuse Abwinden geht es dann los mit dem Gegenwind, bei Linz habe ich vier Beaufort, sodaß ich kaum noch vorankomme, außerdem traue ich den Batterien heute nicht allzuviel zu. Die Brücke singt eine Melodie im Wind, so pfeift es hier. Zur Mittagszeit komme ich an einem Hafen vorbei und lege kurz an für einen Wurstsalat und ein Radler. Wie ich gerade esse, fährt ein Segelboot mit gelegtem Mast vorbei. Schade, die hätten mich gut abschleppen können. Nachmittags bummle ich noch etwas in einem Altwasserarm bei Enns. Als ich dann beim MYC-Au anlege habe ich nur 42 km geschafft, aber es gibt Strom und eine Dusche.

Tag 10
Freitag, 20.07.2007
Au  →  Spitz (86 km)

Um sieben Uhr lege ich leise ab und surre aus dem Hafenbecken. Fahre an dem Segelschiff von gestern vorbei, die hier ankern. Der Strudengau hat seinen Namen aus früheren Zeiten. Es war mal eine gefährliche Stelle, aber durch Sprengungen wurden die Felsen entfernt und die Donau fließt ganz gemächlich hier durch. Oben auf den Hügeln sieht man Maria Taferl. Nach den Schleuse Melk läuft es über 10km/h – so geht es vorbei am Schloß Schönbühel und ich komme noch bis nach Spitz. Wegen der Dunkelheit und des herannahenden Gewitters bleibe ich an einer Schiffsanlegebrücke. Nach einer Stunde tobt schon der Sturm. Es reißt einen Kunststoffdeckel und meinen Stuhl mit. Einige Sachen muß ich festhalten, die anderen sind gut verstaut. Flach liege ich in meinem Schlafsack im Boot und der Wind pfeift über mir durch die die Dachkonstruktion.

Tag 11
Samstag, 21.07.2007
Spitz  →  Wien (84 km)

Vor Sonnenaufgang um 5:30 Uhr geht mein Wecker. Nach dem frisch gebrühten Kaffee geht es um kurz nach sechs wieder in die Strömung und weiter bis zu den Schleusen Altenwörth, wo ich eine größere Gruppe Wanderpaddler treffe und später noch die Schleuse Greifenstein. Abends erscheint Wien mit seiner beleuchteten Skyline. Ein toller Anblick sind die vielen roten Lichter und die beleuchteten Türme und Fassaden, nach so viel Natur. Laut Donaukilometerbuch ist die erste Hafeneinfahrt Kuchelau bei Km ..... Ich zähle die letzten zweihundert Meter rückwärts, da ich erst kurz vorher die Einfahrt sehen kann, weil ich nahe am Ufer fahre. Als ich aus der Strömung manövriere und in den Hafen komme, schimpfen lautstark zwei Angler, die hier verbotenerweise ihr Glück versuchen. Habe ihre Montage mit der Schraube eingefangen. Sie schmeissen sogar Steine nach mir. Erst als ich festgemacht habe, kann ich die Schnur abschneiden. Finde den Hafenmeister beim Essen und melde mich an. Er geht mit mir noch extra in den Laden, weil ich eine Gastlandflagge für die Slowakei brauche. Strom bekomme ich dann auch noch und bin rundum zufrieden. Wegen der Angler bleibe ich lieber an Bord und der Stadtbummel wird gestrichen.

Tag 12
Sonntag, 22.07.2007
Wien  →  Cunovo (79 km)

Heute morgen habe ich mich im Hafengelände umgesehen und ein Foto mit dem Handy für den Blog gemacht. Dummerweise ist es noch in der Seitentasche meiner Hose, als ich ablege. Es macht nur „Plopp!“ und ich sehe es in den Fluten versinken! Hier ist es tief und schlickig, keine Chance es hoch zu tauchen. Also wieder zurück an den Steg und an Land eine Telefonzelle suchen, um mich zuhause für die nächste Zeit abzumelden. An der Donauinsel in Wien liegen viele Hausboote mit großen Senknetzen zum Fischen. Der Himmel ist blau, aber es weht wieder ein starker Wind, diesmal von schräg hinten. Ich muss aufpassen, nicht auf die Uferböschung getrieben zu werden. Die Wiener Feuerwehr fährt mit ihren Arbeitsbooten mehrmals mit Speed an mir vorbei und macht zusätzlich noch Wellen die ich aussteuern muß, dann üben sie mit ihrer Löschkanone. In den Donauauen ist der Fluß endlich wieder einmal so wie er sein sollte: Natürliche Ufer, viele Tiere und brauchbare Strömung. Der Grenzübergang in Hainburg war ebenso unbesetzt wie der auf slowakischer Seite. Habe die neue Flagge gehisst, das war alles, keine Kontrolle. In Bratislava waren einige Spaziergänger am Ufer unterwegs, die ich grüße, aber angehalten habe ich nicht. Als am Horizont – beleuchtet von der hinter mir untergehenden Sonne – eine moderne Skulptur erscheint wird der Fluß breiter. Hier bleibe ich über Nacht, weil der Stausee und die Schleuse Cunovo nicht mehr weit sind. Zuerst lag ich hinter einem Baumstamm im Windschatten längsseits auf einer Kiesbank, doch die vorbeifahrenden Schiffe sorgten für ständige Schläge und Erschütterungen. Also musste ich nochmal raus aus dem Schlafsack und ein paar Meter rausfahren um den Anker herab zu lassen. Mit der Heckleine zog ich uns wieder zurück, bis sich der Anker eingegraben hatte und war so nach hinten an einen Baum gesichert. Alle Wellen liefen jetzt gut unter uns durch und ich konnte sehr gut schlafen.

Tag 13
Montag, 23.07.2007
Cunovo  →  Komarom (84 km)

Das Museum hat leider jeden Montag geschlossen, also konnte ich mir nur die Skulpturen im Außenbereich ansehen. Dann war ich an der Schleuse, aber wegen der maximalen Energiegewinnungsabsicht wird nur selten ins Dunakiliti geschleust. Schriftliche Voranmeldung ist erforderlich. Die Bootsgasse ist bis auf weiteres wegen eines schweren Unfalls in der Vergangenheit gesperrt. Hier gibt es auch einen Parqour für die Wildwasserexperten. Miroslav am Imbiss beziehungsweise von der Eventfirma www.raftovanie.sk hat für mich nochmal beim Direktor des Kraftwerks angerufen. Aber keine Chance, man muß sieben Meter lang sein, aber ohne Motor, dann gibt es wohl eine Ausnahme. So bleibt mir nichts anderes übrig, als durch den langen Kanal zu fahren. 34 öde Kilometer liegen vor mir! Stundenlang sehe ich nichts anderes als die geteerten Wände. Nur zwei Schiffe begegnen mir gegen Ende. Aber man wartet auf mich mit der Schleusung. Die letzten zehn Minuten sind lang. Bin zwar eigentlich schon da, aber komme scheinbar kaum voran, da hier alles so groß dimensioniert ist. Erst acht Kilometer nach der Schleuse mündet wieder die eigentliche Donau von rechts ein. Ab hier ist das rechte Ufer ungarisches Territorium. Jetzt komme ich wieder mit über 10 km/h voran. Damit ich auch wie verabredet am Dienstag in Esztergom bin, fahre ich wieder bis in die Dunkelheit und erreiche Komarom. Wo soll ich anlegen? Ich sehe ein ausgemustertes Flußschiff und dahinter einige Stege mit Motorbooten, jemand ist hier, also mal nachfragen ob ich festmachen darf. Bin sehr willkommen und werde von Tibor begrüßt. Er spricht deutsch und wir trinken Marillenschnaps und Bier. Als er hört, daß ich auch Angler bin, zeigt mir seine „Kirche“. Ein Raum mit vielen Angeln und Zubehör. Außerdem reden wir von seinen Paprikas im Garten, da gibt´s noch eine Kostprobe von dem Lecco, daß ihm seine Frau heute gekocht hat. Lecker! - und ich bin selig. Am nächsten Morgen nimmt er mich mit zum Lebensmittelladen und ich hole außer Brot und Salami auch Batterien für die Kamera. Leider funktioniert sie auch damit nicht mehr.

Tag 14
Dienstag, 24.07.2007
Komarom  →  Esztergom (52 km)

Seit gestern habe ich den Motor umgepolt und fahre auf den Rückwärtsgängen vorwärts, da sich ein Defekt am Regler bemerkbar macht. Eigentlich bin ich erstaunt, daß er bis jetzt die Dauerbelastung von 12-14 Stunden täglich so gut verkraftet hat. Unterwegs sehe ich heute eine Schülergruppe mit Kanus und einem lustigen römischen Miniaturboot, daß die Gruppe zieht. Außerdem segelt vor mir einer, aber ich kann ihn nicht einholen. Da ich noch Zeit habe, mache ich kurz vor Esztergom die letzte Badepause und geniesse nochmal das wirklich saubere, angenehm warme Wasser an einer Kiesbank. Als ich weiterfahren will, tut sich kein Mucks. Also muß ich den Fahrtregler komplett überbrücken und habe jetzt nur noch die Möglichkeit Voll-Voraus oder Stopp per Batterieklemme zu fahren. Die Basilika von Esztergom ist schon von weitem gut zu sehen und ich bin froh, endlich am Ziel zu sein. Als ich näher komme sehe ich durch mein Fernglas schon, daß Kalle den Bus und Hänger am Strand vor der Brücke vorbereitet. Das hat also auch ohne Handy super geklappt, bin um kurz vor 14:00 Uhr hier angekommen. Zwei Stunden verbringen wir mit dem slippen, umpacken, verzurren und Dach tieferlegen, dann machen wir eine kurze Besichtigung der Altstadt.
Auf der Autobahn stärken wir uns in einer Raststätte und dann geht es nur mit kleinen Pausen bis nach Ehingen. Um 4:30 Uhr sind wir zurück, aber Kalle muß noch weiter bis nach Ravensburg.

Zahlen
Auf der 862 km langen Strecke bin ich durch 30 Schleusen gefahren. Meine durchschnittliche Geschwindigkeit laut GPS war 7,0 km/h. An den normalen Tagen habe ich cirka 81 km/Tag geschafft. Mit Schleusungen und kleinen Pausen bedeutet das eine tägliche Fahrzeit von über 14 Stunden. Mehr geht auf Dauer nicht!
Die Solarzellen haben wegen der horizontalen Montage eine Leistung von maximal 350W gebracht. (Mittags 13:00 Uhr) Weil ich immer mal wieder im Hafen nachgeladen habe, hatte ich eigentlich nie zu wenig Strom. Als ich in Esztergom angekommen bin, waren sie zu 89% voll geladen.

Danke
Die Reise war zwar einhand, aber ohne die Hilfe und Unterstützung von der Familie und von Freunden wäre es nicht möglich gewesen, sie so durchzuführen. Mein herzlicher Dank geht an:
Jana, Dennis, Elke, Kalle, Wolfgang, Andreas, Jaksa, Helmut, Franziska, Roland, Silke, Martin, Alex, Uta, Benno, Sven, Miroslav, Tibor und die namenlosen Kontaktpersonen unterwegs wie Hafenmeister, Schleusenwärter, Kapitäne großer und kleiner Schiffe, Ruderer und Paddler, ...
Außerdem habe ich mich sehr über die eMails - die ich täglich über das Handy abgerufen habe - gefreut. Sie haben mir geholfen, die Strecke wie geplant zu beenden und nicht vorher aufzuhören.